SPIEGEL ARTIKEL „Durchlöcherte Lunge“ Ausgabe Nr. 17/23.4.2007
Jedes Jahr nennen Sie gebetsmühlenartig die gleichen Argumente in Ihren Artikeln, die auf die Gefährlichkeit der Akupunktur hinweisen. Gerade die nebenwirkungsarme Methode der Akupunktur – die übrigens auch in den abgelaufenen Studien bestätigt wurde – reizt wahrscheinlich sehr dazu, nun doch noch gefährliche Nebenwirkungen ins Feld zu führen. Ihr Artikel enthält neben dem bekannten Schreckenszenario von durchlöcherten Lungen, Nadeln, die in der Wirbelsäule wandern und in inneren Organen wieder gefunden werden, auch eine gezielte Fehlinformation, und zwar, dass sich auf diesem Gebiet neben den Ärzten auch „Tausende von Heilpraktikern und medizinischen Laien tummeln“. In Deutschland ist es nur Ärzten und Heilpraktikern gestattet, Akupunktur auszuüben. Medizinische Laien dürfen keine Akupunktur ausüben. Die von Ihnen beschriebenen Zwischenfälle können natürlich passieren, aber gemessen an der Zahl der täglich sachgerecht ausgeübten Akupunkturen bewegen sie sich im Promille-Bereich. Meine Einschätzung ist, dass gut ausgebildete Therapeuten, zu denen die Mitglieder der AGTCM gehören, wesentlich behutsamer und verantwortungsbewusster mit Nadeln umgehen als diejenigen, die Akupunktur nur sehr oberflächlich gelernt haben. Die AGTCM setzt sich schon seit vielen Jahren für eine fundierte Ausbildung in Chinesischer Medizin ein und zählt zu ihren Mitgliedern sowohl Heilpraktiker als auch Ärzte. Diese Ausbildung umfasst ein Grundstudium von mindestens 1000 Stunden Theorie und supervidierter Praxis. Ein so Ausgebildeter wird niemals – wie von Ihnen postuliert – in eitrige Hautpusteln stechen und damit Keime in den Körper tragen. Er wird natürlich Einmalnadeln verwenden und die Stichstelle vorher desinfizieren, und – last but not least – sind ihmselbstverständlich die anatomischen Gegebenheiten bekannt und er weiß, wie er Stiche über Lungen-, Leber- und Herzareal auszuführen hat. Er wird auch niemals in oberflächliche Blutgefäße oder sonstige Hautauffälligkeiten stechen. (Dies vergaßen Sie in Ihrem Artikel aufzuführen). Als Funktionärin der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V. – die übrigens schon 1954 gegründet wurde – wünschte ich mir, dass Sie einmal in der Ihnen eigenen publikumswirksamen Art berichten über die Anstrengungen, die unser Fachverband schon seit vielen Jahren unternimmt um Qualitätsstandards zu etablieren, die weit über diejenigen der medizinischen Fachgesellschaften hinausgehen. Dabei erfahren wir leider keine Unterstützung weder von den Berufsverbänden der Heilpraktiker noch von der Politik. Einer solchen Berichterstattung fehlt natürlich der leserwirksame Aspekt, der darauf abzielt, schon mal eine Gänsehaut zu erzeugen. Abertausende zufriedene Patienten widerlegen jedoch Ihre Thesen von der Gefährlichkeit der Akupunktur. .Dabei ist die Akupunktur im Vergleich zu anderen Methoden neben ihrer Wirksamkeit auch noch vergleichsweise preiswert, ein Faktor, der ihre Effizienz noch erhöht. Ich lade Sie herzlich ein zu unserem diesjährigen 38. internationalen TCM Kongress, der vom 16. – 20. Mai 2007 in Rothenburg o.d.T. stattfindet, wo Sie sich davon überzeugen können, wie ernsthaft verantwortungsvolle Therapeuten mit dem großartigen Instrument der Chinesischen Medizin – die nicht nur Akupunktur umfasst – umgehen. Hier kommen Therapeuten und Dozenten aus ganz Europa, den USA, Australien, Neuseeland –ku rz aus aller Welt – zusammen, um sich fortzubilden und auszutauschen. Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören und stehe für Nachfragen gerne zur Verfügung. Birgit Ziegler 2. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V. – AGTCM – www.agtcm.de